Nun ist es passiert. Ich bin bei Tinder. Natürlich nur aus reinen Recherchezwecken.

Und ein bisschen, weil mir langweilig war. Und vielleicht auch noch ein klitzekleinwenig, weil Maschas Bruder über Tinder seine aktuelle Traumfrau Nummer 1 kennengelernt hat.



Wie dem auch sei: ich bin also nun bei Tinder.

Das Prinzip ist ja denkbar einfach. Mit dem Facebook-Profil anmelden, Fotos aussuchen, einen schmissigen Text á la “Ich hab sechs Jahre in Italien gelebt, meine Pasta kann es also locker mit der von Mamma Miracoli aufnehmen” dazu und auf gehts zur virtuellen Fleischbeschau.

Und dort wird einem so einiges geboten.

Der Holger zum Beispiel.

Der Holger (36) posiert offensichtlich gerne Oben ohne. Auf Bild 2 posiert der Holger Oben ohne und mit einer Waffe in der Hand. Bild 3 zeigt dann den Holger Oben ohne mit Waffe – und einem gigantischen Kuscheltierteddy. In Pink! Natürlich. Was uns der Holger damit sagen will, weiß er aber wohl selber nicht so genau, denn über sich selbst schreibt der Holger nur: “Berge UND Meer.”

Ahja. Danke, Holger.

Hannes (31) ist da schon romantischer unterwegs. Er stellt Bilder von sich rein, auf denen er sich Oben ohne (surprise, surprise) mit einem antiken Telefon bewaffnet auf irgend einem Bett drappiert hat und wild um sich schmachtend die Kamera verführt.

Sexappeal, dein Name ist Hannes!

Andere Kandidaten sind, Gott sei Dank, optisch etwas ansprechender und bekommen direkt mal ein “Herz” von mir.

Und siehe da, den meisten meiner Herrenauswahl gefalle ich auch. Yay.

Match!

Was bedeutet, dass wir uns jetzt schreiben können. Das geht nämlich nur, wenn man sich gegenseitig ein Herz verpasst.

Achim (27) schreibt, er würde gerne mal meine Pasta probieren.

Sehr geistreich. Er war also in der Lage, meinen Text zu lesen.

Jochen (30) würde gerne mal meine Pasta probieren.

Aha. Auch Jochen kann offensichtlich lesen. Glückwunsch, Jochen.

Frank (32) will wissen, wann er mal meine Pasta probieren kann und ob ich nicht heut Abend noch Lust auf Sex hätte.

Als ich “freundlich” ablehne, löscht er mich ebenso freundlich ohne weiteren Kommentar aus seiner Match-Liste.

Der geborene Schwiegermuttertyp.

Stephan (35) will wissen, ob ich gut in die Woche gekommen bin.

Noch so einer, der meine Pasta probier…

Nee, was?! Moment. Wurde ich da tatsächlich grade mal was gefragt, was nichts mit Pasta zu tun hat? Gibts ja gar nicht.

Stephan bekommt als kleines Dankeschön direkt mal ein “Ja, bisher lief es ganz gut und bei Dir?”, zurück.

Jetzt bloß nicht gleich überschwänglich werden.

Während ich auf eine Antwort warte, fragt Emil (30), wann er denn wohl mal meine Pasta probieren könne.

Stephan schreibt, seine Woche wäre ganz gut, aber der Urlaub in New York letzte Woche wäre definitiv besser gewesen.

Sieh da. Es kann tatsächlich in zusammenhängenden Sätzen kommunizieren.

Ich gucke mir Stephan daraufhin noch mal genauer an.

Foto 1: Er mit Cap in The Big Apple.

Foto 2: schwarz/weiß mit Anzug.

Foto 3: lachend im Auto.

Ok. Für die Optik gibt es von mir zumindest schon mal ein dickes “Like”.

Wir fangen an, uns zu unterhalten und dieser Stephan ist überraschenderweise passend zu seiner organischen Hülle auch charakterlich ziemlich interessant.

Jurist. Segelflieger. Berliner. Um nur mal einige Eckdaten zu nennen.

Im Laufe der Woche schreibe ich mir mit Stephan immer mal wieder. Irgendwann wechseln wir zu Whatsapp und diskutieren bis nachts um eins, warum wir Stefan Raab beide am liebsten mit dem Auto überfahren würden.

Am Ende der Woche fragt er, ob wir uns nicht mal treffen wollen.

Och. Warum eigentlich nicht. Könnte sogar ganz nett werden. Also haben wir jetzt ganz offiziell ein erstes Date.

Hilfe, was zieh ich bloß an?!

Oh. Eine neue Tinder-Nachricht.

Andreas (28) findet, dass meine Pasta wirklich interessant klingt.